Klares Bekenntnis zu Open Source und intensiverer Kooperation

VDI-Kongress ELIV diskutiert Zukunftsfragen: Wie lässt sich die Transformation der Automobilbranche beschleunigen?

Der Internationale VDI-Kongress ELIV fand am 18. und 19. Oktober 2023 in Bonn statt. (Bild: VDI Wissensforum)

(Düsseldorf, 25.10.2023)

Eine engere Zusammenarbeit und die konsequente Nutzung von Open-Source-Software bilden Schlüsselfaktoren, um die Transformation zum Software Defined Vehicle erfolgreich zu gestalten: Auf diese Quintessenz lässt sich das Stimmungsbild der Automobil-Elektronik-Community anlässlich des Internationalen VDI-Kongresses ELIV 2023 bringen. Zwei Tage lange diskutierte die Fachwelt über Trends von Elektrik über Elektronik bis Software. Auf großes Interesse stieß das neue Format „Automotive Trend Session“, das in diesem Jahr einen inhaltlichen Schwerpunkt auf Open-Source-Themen legte. Mit rund 1.000 Teilnehmenden und über 100 Unternehmen, die ihre Innovationen im Rahmen der begleitenden Fachausstellung zeigten, wurde die ELIV ihrem Ruf als führendem Branchentreff gerecht.

Tempo der Transformation erhöhen

Kongressleiter Dr. Rolf Zöller (Porsche AG) und Branchen-Insider Dr. Karl-Thomas Neumann gaben in ihrer Eröffnungs-Keynote die Richtung vor: Sie zeigten sich zuversichtlich, dass die Branche den Wandel erfolgreich meistern könne, mahnten aber gleichzeitig ein wesentlich höheres Umsetzungstempo an. Open Source bilde dabei den richtigen Weg, machten Dr. Zöller und Dr. Neumann weiter deutlich. Die Branche steht vor der Aufgabe, sich zu standardisieren und auf gemeinsamen Plattformen zu arbeiten. Die Differenzierung der Marken erfolgt aber nicht auf der Ebene des Betriebssystems und der Middleware – sondern bei den Funktionalitäten, die für Fahrzeugnutzende konkret erlebbar sind.

KI wird zum Copiloten

Welchen Beitrag dabei Künstliche Intelligenz und Cloudtechnologien leisten können, erläuterte Dominik Wee (Microsoft): Ein Copilot auf Basis generativer KI könne den Menschen im Fahrzeug bei komplexen kognitiven Aufgaben auf gänzlich neue Weise unterstützen. Zudem benannte Wee drei aus seiner Sicht entscheidende Erfolgsfaktoren für die Herausforderung der Branche: „Eine Transformation, die von der Unternehmensführung getragen und vorangetrieben wird, bessere, differenzierte Daten sowie die bewusste Bereitschaft zum Wandel.“

Zukunftskonzepte der OEMs

Wie weit OEMs auf diesem Weg bereits sind, machten zwei weitere Keynotes deutlich: Magnus Östberg (Mercedes-Benz) erläuterte, wie der Hersteller mit der Chip-to-Cloud-Architektur MB.OS seine Fahrzeuge mit Cloud und Internet of Things vernetzen will. Dieser Weg führe zu weniger Komplexität, weniger Kosten und weniger Gewicht. Gleichzeitig rückte Östberg den Willen zur Kooperation in den Mittelpunkt, von Open Source bis hin zu den notwendigen Schnittstellen: „Lassen Sie uns gemeinsam dynamische APIs definieren und standardisieren.“

Kai Lars Barbehön (BMW) stellte in seiner Keynote ebenfalls heraus, dass konventionelle E/E-Architekturen von Grund auf neu zu konzipieren sind. „Der Trend zur Hochintegration in High Performance Computing-Plattformen wird sich fortsetzen. Im gleichen Atemzug zwingt die zunehmende Digitalisierung dazu, Lösungen für eine dezentrale Elektrifizierung zu eröffnen. Zonalität zur Entlastung des Kabelstranges bestimmt hier das Konzept der Zukunft.“

Konkurrieren und dennoch zusammenarbeiten

Das komplexe Zusammenspiel von Software- und Hardwarekomponenten in einem softwaredefinierten Fahrzeug übersteigt die Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens, den Entwicklungsprozess effektiv zu steuern. Gefragt sei daher eine „Coopetition“, so Francis Chow (Red Hat): eine enge Zusammenarbeit bei bestimmten Projekten, ohne den grundsätzlichen Wettbewerb aufzugeben.

Der langjährige Branchenkenner und Consultant Joachim Langenwalter fasste die Einschätzung von vielen Teilnehmenden in eigene Worte: „Das Beharren auf vorhandenen Strukturen und langen Entscheidungswegen hat die Branche in eine Sackgasse geführt. Nur durch die überfällige Transformation werden wir in Europa unsere Position im Automobilmarkt halten oder sogar verbessern können und damit wieder zu den Technologieführern gehören.“

Das hochkarätige Vortragsprogramm der ELIV wurde durch die begleitende Fachausstellung abgerundet. Mehr als 100 Aussteller aus aller Welt präsentierten ihre Innovationen und nutzten die Gelegenheit zum direkten, praxisorientierten Austausch über aktuelle Trends und Technologien. Ausgewählte Highlights finden sich im digitalen Ausstellungskatalog, der hier zum Download bereitsteht.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die ELIV 2023 war der Startpunkt für einen großen Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie: Open Source und Standardisierung beschleunigen die Entwicklung und schaffen Freiräume für Innovationen.

Der nächste Internationale VDI-Kongress ELIV findet am 16. und 17. Oktober 2024 in Bonn (World Conference Center) statt. Anmeldung zur Teilnahme und Programmdetails unter https://www.vdi-wissensforum.de/eliv/ oder über das VDI Wissensforum Kundenzentrum, Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf, E-Mail: wissensforum@vdi.de,
Telefon: +49 211 6214-201, Telefax: -154.

Über die VDI Wissensforum GmbH

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