Das transatlantische "S"

Der 1874 geborene italienische Erfinder und Ingenieur Guglielmo Marconi war schon als junger Mann von den elektromagnetischen Wellen fasziniert, die der deutsche Physiker Heinrich Rudolf Hertz entdeckt hatte. Marconi fing an, seine einenen Wellenerzeugungsgeräte zu bauen und darüber Signale zu versenden – zunächst nur über eine Distanz von wenigen Metern, dann an Orte, die etwa anderthalb Kilometer entfernt waren, und bald schon bis zu 20 Kilometer weit. Nach Anmeldung seiner ersten Patente richtete er auf der Isle of Wight eine Funkstation ein, über die Queen Victoria von Bord der königlichen Yacht Nachrichten an ihren Sohn Prinz Edward schicken konnte.

Nachdem Marconis Signale 1899 bereits den Ärmelkanal überquert hatten, arbeitete er weiter an der Verbesserung seines drahtlosen Netzwerks für transatlantische Verbindungen. Nach fehlgeschlagenen Versuchen, ein Signal von England nach Cape Cod im amerikanischen Massachusetts zu senden, versuchte Guglielmo Marconi es mit einer kürzeren Strecke von knapp 3.400 Kilometern zwischen Cornwall in England und dem kanadischen Neufundland. Am 12. Dezember 1901 feierte er schließlich seinen größten Triumph, als er bei der Empfangsstation in St. John's um die Mittagszeit herum den Hörer ans Ohr setzte, zu lauschen begann – und tatsächlich eine schwache Dreipunkt-Sequenz aufnahm: den Morsecode für den Buchstaben "S".

Bis zu diesem gelungenem Experiment hatten viele Physiker argumentiert, dass Radiowellen in geraden Linien wanderten, weshalb es schlichtweg nicht möglich sei, Signale über den Horizont hinaus zu senden. Marconi bewies allen das Gegenteil und wurde 1909 für seine Hartnäckigkeit belohnt, als er zusammen mit dem Erfinder der Kathodenstrahlröhre Karl F. Braun mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.