TOC Automotive Software Projektmanagement

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09.08.2021

Digitale Revolution im Automobil

Die Software-Anforderungen von morgen

Ein aktueller Golf 8 benötigt 100 Millionen Zeilen Software-Code – schon das ist ein Quantensprung gegenüber früheren Fahrzeuggenerationen. Doch die Anforderungen steigen weiter: „Im Zuge des autonomen Fahrens geht man in Zukunft von einer dreifachen Menge an Software-Codes aus – und von einer dreifachen Menge an Menschen, die diese Codes überhaupt erst einmal schreiben müssen“, schildert Dr. Mirko Conrad von der samoconsult GmbH. Er hat den Technical Online Course Automotive Software Projektmanagement inhaltlich unterstützt, der vom VDI Wissensforum angeboten wird. Viele Ingenieure in der Automobilentwicklung haben aktuell eher einen Elektronik-Hintergrund. Sich dem Themenfeld Software anzunähern und sich somit neue Kompetenzen anzueignen wird aber immer wichtiger.

Innovationen beginnen mit Elektrik und Elektronik

Gut 90 Prozent der Innovationen im Automobilbereich entstehen heute durch den Bereich Elektrik/Elektronik (E/E). Durch die Digitalisierung wächst die Komplexität in der Fahrzeugentwicklung zusehends, verbunden ist dies mit einer Vielzahl an Softwareprojekten, die neue Herausforderungen mit sich bringen. Die Zunahme von Software und E/E-Umfängen hat auch einen enormen Einfluss auf die Fahrzeugstruktur, Systemkomplexität und die Kosten des Gesamtsystems. Umso wichtiger ist es für Ingenieure in diesem Bereich, sich Grundlagenwissen zu softwarebasierten E/E-Systemen anzueignen.

Ebenfalls ein Zukunftsthema mit wachsender Relevanz: Entwicklungsperspektive bei zukünftigen teil- und vollautonomen Fahrzeugen. Methodiken wie AUTOSAR (AUTomotive System ARchitecture) können dabei helfen. AUTOSAR beruht auf einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft von Automobilherstellern, Zulieferern und anderen Unternehmen aus der Elektronik-, Halbleiter- und Softwareindustrie. Ziel dieser Partnerschaft ist es, eine offene und standardisierte Softwarearchitektur für E/E-Systeme zu entwickeln und zu etablieren. Die AUTOSAR-Methodik beschreibt die verschiedenen Phasen und Schritte des Entwicklungsprozesses vom Systementwurf bis hin zur Implementierung.

Projektvorgehen und Qualitätssicherung

Um ein Softwareprojekt erfolgreich umzusetzen, ist nicht zuletzt das Vorgehen entscheidend. Je nach Projekt bieten sich verschiedene Prozessmodelle an. „Nicht bei jedem Projekt ist es unbedingt sinnvoll, mit Scrum oder Kanban zu arbeiten“, erläutert Dr. Conrad weiter: „Es geht vor allem darum, klassische, agile und hybride Methoden in sinnvollen Kombinationen zu nutzen und für das jeweilige Softwareprojekt die passende Vorgehensweise zu identifizieren und umzusetzen.“

Bei aller Agilität und trotz hohen Entwicklungstempos dürfen höchste Qualitätsstandards und Maßnahmen der Qualitätssicherung in der zukünftigen Softwareentwicklung dennoch nicht zu kurz kommen. „Die Implementierung systematischer Testprozesse kann erheblich zu einer qualitativ hochwertigen Fahrzeugsoftware beitragen“, unterstreicht Dr. Conrad – gerade auch mit Blick auf Folgekosten und Herausforderungen, die mögliche Recalls aufgrund fehlerhafter Software in Fahrzeugen nach sich ziehen können.

Software-Kenntnisse sind demnach essenziell, wenn Ingenieure sich auch künftig in der Automobilbranche etablieren wollen.