E-Fuels nicht nur für den Bestand
„Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem – tatsächlich muss er hingegen ein bedeutsamer Teil der Lösung sein“, lautet die These von Prof. Dr. Christian Beidl (TU Darmstadt): „Die Rückwärtskompatibilität zu neuen CO2-neutralen Premiumkraftstoffen der Zukunft eröffnet die Chance, Bestandsflotten nachhaltig und klimafreundlich zu betreiben und gleichzeitig die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren zum Beispiel mit dezidierten Hybridkonzepten konsequent weiter zu verfolgen.“ Auch nach Ansicht von Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen, kann klimaneutraler Verkehr nur erreicht werden, wenn die bestehenden Flotten mit E-Fuels beziehungsweise Beimischungen betankt werden: „CO2-neutrale E-Fuels könnten zukünftig alle herkömmlichen mineralölbasierten Produkte ersetzen.“
Mehrgleisiger Weg zur Klimaneutralität
Porsche verfolge nach den Worten von Dr. Frank-Steffen Walliser, Leiter für Gesamtfahrzeug Architektur & Eigenschaften bei Porsche, eine Doppel-E-Strategie und setze sowohl auf E-Mobilität als auch auf E-Fuels. Die synthetischen Kraftstoffe seien keineswegs nur für Sportwagen, sondern für den gesamten Fahrzeugbestand von großer Bedeutung. In eine ähnliche Richtung argumentierte beim Motorenkongress Phil Newman, Senior Chef Engineer Powertrain Electronic Control bei Geely: China verfolgt demnach einen pragmatischen, mehrgleisigen Ansatz, bei dem HEV, PHEV und BEVs auf dem Markt koexistieren werden.
Aktuelle Studienergebnisse vorgestellt
Durch eine Kombination von Technologien sei 2040 ein CO2-freier Straßenverkehr in Europa möglich, so David Bothe, Director bei Frontier Economics Ltd. Im Zuge des Motorenkongresses stellte er Resultate der Studie „FVV Future Fuels Study IVb“ (2022) vor. „Der Mix aller zur Verfügung stehenden Technologien führt am schnellsten dazu, CO2-neutral zu werden. Dabei geht es nicht um Nuancen, sondern um viele Jahre, die wir schneller werden können“, unterstrich Dr. Bothe. „Wir erwarten für die Zukunft sowohl batterieelektrische Antriebe, Wasserstoff-Technologien als auch einen erheblichen Anteil an synthetischen Kohlenwasserstoffen, die Vorteile sowohl für die vorhandene Fahrzeugflotte wie auch die nachfolgende Ersatzflotte bieten“, so Bothe weiter.
Zielgerichteter Beitrag zum Klimaschutz
Angesichts der vorliegenden Fakten und Sachargumente geht vom 10. Internationalen Motorenkongress laut Prof. Dr. Gutzmer somit eine klare Botschaft aus: „Wir sollten keine falschen einseitigen Lösungen wählen, sondern den erreichten Wohlstand bewahren, der nicht zuletzt auf der Möglichkeit individueller Mobilität beruht. Es geht nicht darum, Altes zu bewahren, sondern ernsthaft und zielgerichtet einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dazu gehört, dass es ergänzend zur Elektromobilität einen Beitrag auf Verbrenner- und Kraftstoffseite braucht, um die Defossilisierung für die Bestandsflotten und zukünftige Entwicklungen zu erreichen – erst recht aus globaler Sicht!“