Die (doppelte) Neuerfindung des Rades – der Luftreifen
Am 7. Dezember 1888 erhielt John Boyd Dunlop, ein Tierarzt aus Belfast, das Patent auf den pneumatischen Reifen. Die Geschichte begann ein Jahr vorher, als Dunlops neunjähriger Sohn Johnny bei einem Rennen auf den gepflasterten Straßen aufgrund der dünnen Hartgummibänder, die um die Räder seines Dreirads gespannt waren, gegen ältere Kinder verlor. Da Dunlop in seiner Praxis regelmäßig mit Kautschuk arbeitete, begann er zu experimentieren und klebte einen Schlauch auf eine Gummiplatte, die er dann mit Segeltuchstreifen umwickelte. Dies war der Prototyp des ersten Reifens, der mit Luft gefüllt war.
Obwohl Dunlop selbst anfangs nur wenig Interesse an seinem Projekt hatte, motivierten ihn die plötzlichen Rennerfolge seines Sohnes, den Reifen weiterzuentwickeln. Zusammen mit dem Fahrradmechaniker Robert William Edlin unternahm Dunlop zahlreiche Testfahrten und reichte schließlich im Jahr 1888 ein Patent für den luftgefederten Reifen ein, das unter der Patentnummer 10.607 offiziell anerkannt wurde.
Allerdings hätte die Genehmigung gar nicht erfolgen dürfen, denn bereits rund 40 Jahre vorher hatte ein Schotte ein Patent für einen mit Luft gefüllten Reifen angemeldet. Da sich damals aber offenbar kein Markt für die Idee fand, geriet sie – wohl auch bei den Behörden – in Vergessenheit. Im Gegensatz dazu erwies sich der Reifen von John Boyd Dunlop als überaus erfolgreich und wurde insbesondere im Radsport eingesetzt. Nachdem auch Investoren Interesse zeigten, kam es schließlich 1889 zur Gründung der Dunlop Pneumatic Tyre Co. Ltd. in Dublin. Das Geschäft wuchs rasant, aber ein Patentstreit mit den Erben des ursprünglichen Luftreifen-Erfinders und der Stress, der mit der Führung eines schnell größer werdenden Unternehmens einhergeht, führten schließlich dazu, dass Dunlop sein Patent bereits 1896 für 3000 Pfund an einen Geschäftspartner verkaufte.
Richtig reich wurde der einstige Tierarzt also nicht durch seine Erfindung, obwohl sie den Reifenmarkt revolutionierte und wesentlich zur Verbesserung der Mobilität von Fahrzeugen beitrug, indem sie für eine komfortablere und effizientere Fortbewegung auf verschiedenen Oberflächen sorgte.