22.05.2019

Das Getriebe der Zukunft: Weniger komplex, aber nicht trivial

Getriebetechnologien und Elektromobilität bilden einen ausgewogenen thematischen Mix der „Dritev 2019“

Auf eine ausgewogene inhaltliche Ausrichtung und spannende Themenvielfalt der diesjährigen „Dritev – Getriebe in Fahrzeugen“ freut sich der Tagungsleiter Dipl.-Ing. Matthias Zink, CEO Automotive, Schaeffler AG: „Von einer reinen Getriebetagung wandelt sich die „Dritev“ und weitet sich auf Themenfelder wie Elektrifizierung und Hybridisierung aus. Aber natürlich werden dabei die klassische Getriebethemen auch in diesem Jahr keineswegs zu kurz kommen.“

Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Elektromobilität und der Integration des Getriebes in den Antriebsstrang ist Zink überzeugt: „Der Trend geht ganz klar zu kompletten Aggregaten. Leistungselektronik, Motor und Getriebe bilden dabei 3-in-1-Lösungen mit systemischem Charakter. Im selben Schritt scheint sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auch die Lieferantenlandschaft zu konzentrieren.“ Eines sei klar: Getriebe werden in gewisser Weise einfacher, die meisten E-Fahrzeuge werden reine 1-Gänger, bei Performance-orientierten Modellen auch mal 2-Gänger sein.

„Die Komplexität in der Getriebeentwicklung und -konstruktion nimmt in gewisser Weise ab, die 8- oder 10-Gänger heutigen Zuschnitts werden wir in Zukunft so leider nicht mehr benötigen“, erklärt Zink weiter. „Stattdessen kommt es aber umso mehr auf erweiterte Kompetenzen und die Verbindung von Mechanik und Elektrik in der Getriebeentwicklung an. In dieser Hinsicht werden sich Zulieferer entweder selbst weiterzuentwickeln haben oder sich zusätzliche Expertise über Kooperationen bzw. Zukäufe aneignen.“ Dass die E-Getriebe von morgen grundsätzlich „einfacher“ werden, macht sie aber keineswegs trivial, unterstreicht Dritev-Tagungsleiter Zink weiter: „Leistungsdichte, Effizienz, Gewichts- und Bauraumoptimierung, zudem akustische Anforderungen – damit wird auch das Getriebe der Zukunft höchst anspruchsvoll in der Entwicklung sein.“

Die Elektrifizierung bedeute aber keineswegs, dass der Fahrspaß auf der Strecke bleibt, unterstreicht Zink weiter: „Intelligente Hybridkonzepte verbinden die Elektrifizierung beispielsweise mit einem klassischen 6-Gang-Getriebe für sportliches Fahren. Hybridmodelle stellen darüber hinaus eine sehr gute Überführungstechnologie dar, um Verbraucher sukzessive an den elektrifizierten Antrieb und den damit verbunden Fahrcharakter zu gewöhnen.“

Dabei wird die „Überführungstechnologie“ Hybrid über viele Jahre bleiben und lange das Bild auf den Straßen mit dominieren, unterstreicht Zink weiter: „Ich glaube persönlich, ebenso wie viele weitere Branchenkenner, dass es eine sehr lange und ausgeprägter Hybridphase mit hohen Volumina geben wird.“ Das von Schaeffler schon vor gut zwei Jahren skizzierte Szenario „30-40-30“ (30 Prozent der Neuwagen rein elektrisch, 40 Prozent Hybride, 30 Prozent mit Verbrennungsmotor) erweise sich umso mehr als durchaus realistisch: „Damit werden wir auch im Jahr 2030 noch sehr viele Verbrennungsmotoren bei Neufahrzeugen sehen.“ Die vermeintlich letzte Generation der Verbrenner werde sich zudem technisch nochmals rapide entwickeln und erheblich an Effizienz gewinnen. „Und ob dies tatsächlich die letzte Generation von Verbrennungsmotoren sein wird oder erst die vorletzte, das werden wir noch sehen“, sagt Zink weiter. Die Zukunft der klassischen Verbrennungstechnologie werde aus seiner Sicht noch viel länger andauern, als es die bisweilen hitzig geführte öffentliche Diskussion glauben mache. „Wir sind sehr gut beraten, die Diskussion um die Mobilität der Zukunft zu versachlichen, um keine Fehlentscheidungen zu treffen. Daher sollten wir dieses bedeutende Zukunftsthema ingenieurmäßig, auf Basis von Fakten und Tatsachen, diskutieren, und nicht auf einem ideologischen, polemischen Niveau.“