Innovationsaufschwung: Wie Unternehmen Innovation wieder zum Erfolgsfaktor machen können

Ein Experteninterview mit Harald Ostermann, Geschäftsführer der Innovationswerkstatt
 

Welche Bedeutung hat Innovation aus Ihrer Perspektive für die technologische Entwicklung in Deutschland?

Harald Ostermann: Innovation spielt eine essenzielle Rolle für die technologische Entwicklung in Deutschland, insbesondere vor dem Hintergrund der Überholung in einigen Bereichen durch Länder wie China. Allerdings beobachte ich aktuell eine verhaltene Innovationsstimmung im Land. Die Fokussierung auf Budgetkürzungen und die scheinbare Abwendung von Innovationsthemen bei Entscheidungsträgern sind besorgniserregend. Es scheint, als hätte Innovation nicht mehr den gleichen Stellenwert wie früher, und die Umsetzung innovativer Ideen wird durch bürokratische Prozesse zunehmend erschwert. Es ist wichtig, die Bedeutung von Innovation wieder in den Fokus zu rücken und eine Umgebung zu schaffen, die Kreativität und Veränderungsbereitschaft fördert.
 

Als Geschäftsführer der Innovationswerkstatt sind Sie tagtäglich mit innovativen Prozessen konfrontiert. Welche Schlüsselfaktoren würden Sie Unternehmen und Entscheidungsträgern empfehlen, um den Erfolg von Innovationsprojekten zu fördern und dabei das Thema Innovation trotz der aktuellen Herausforderungen wieder stärker in den Fokus zu rücken?

Harald Ostermann: #umsetzen ist der Schlüssel zum Erfolg: Unternehmen suchen nicht nur nach neuen, verrückten Ideen, sondern vor allem nach konkreten Innovationen, die sie realisieren können. Derzeit erreichen uns die meisten Anfragen zu einem Thema, das wir als "Speedboats" bezeichnen. Unternehmen sind auf der Suche nach schnellen und effektiven Innovationssprints. Unser 100-Tage-Modell ermöglicht es, mit einem Team von acht bis zwölf Personen in kurzer Zeit fundierte Entscheidungen zu treffen – und das mit nur einem Tag pro Woche Einsatz.

Das Besondere dabei ist, dass externes Feedback von Expert*innen eingeholt wird, was ehrliche Einsichten ermöglicht. Das beschleunigt nicht nur die Time-to-Market, sondern bringt auch neuen Schwung in Innovationsabteilungen. In der Praxis fungiert dieses Modell oft auch als Kulturprojekt, ohne dass das Wort "Kultur" explizit genannt wird.

Wir vertiefen dieses Thema ausführlich im Seminar "Grundlagen Innovationsmanagement", das an verschiedenen Terminen stattfindet: in Fürth vom 24. bis 25. April, online vom 29. Juli bis 6. August und in Hamburg vom 7. bis 8. November. Alternativ bieten wir einen weiteren Termin in Mannheim am 27. und 28. Januar 2025 an. Anhand eines oder mehrerer Praxis Cases zeigen wir außerdem, wie ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen in nur 100 Tagen zur nächsten Produktgeneration gelangt ist.

Übrigens, diese Weiterbildung ist auch als Inhouse-Veranstaltung möglich. Interessierte sind herzlich eingeladen, das VDI Wissensforum zu kontaktieren, um einen individuellen Termin zu vereinbaren. Die Kontaktdaten der Ansprechpartner*innen für Inhouse befinden sich im unten stehenden Infokasten.

Der zweite Schwerpunkt, den wir betonen, ist unsere "Neugier Offensive". In meinen Augen wurde dieses Element in den letzten Jahren vernachlässigt. Kürzlich hatten wir die Gelegenheit, einen Podcast mit Roland Köbel, dem Geschäftsführer von Thalia, aufzunehmen. Sein markantes Zitat lautet: "Wenn Unternehmen aufhören, neugierig zu sein, bedeutet das das Ende der Unternehmung?"

Die zentrale Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Wie kann gezielt in die Förderung von Neugier investiert werden? Dieses faszinierende Thema steht ebenfalls im Mittelpunkt unseres Seminars "Grundlagen Innovationsmanagement". Dort setzen wir uns konkret damit auseinander, welche Strategien und Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um die Neugier zu fördern und als treibende Kraft für Innovation zu nutzen.
 

Kreativität spielt eine entscheidende Rolle bei der Generierung neuer Ideen. Wie fördern Sie die kreative Denkweise in Ihrem Bereich und welche Methoden haben sich dabei bewährt?

Harald Ostermann: Die Ideengenerierung spielt nicht mehr so eine dominante Rolle wie in der Vergangenheit. Die Unternehmen suchen aktuell weniger nach destruktiven Innovationen oder die berühmten Moonshots. Sie suchen nach Lösungen für identifizierte Probleme und Sehnsüchte, die der Kundschaft einen echten Mehrwert geben. Dabei kommt es nicht auf verrückte Kreativität an, sondern auf Problemlösungen mit einem echten Mehrwert.
 

Wie sehen Sie die aktuellen Veränderungen in der Fort- und Weiterbildung im Innovationsumfeld und welche neuen Ansätze oder Methoden haben sich dabei als besonders wirkungsvoll erwiesen?

Harald Ostermann: Aktuell erleben wir im Bereich Fort- und Weiterbildung im Innovationsumfeld spannende Veränderungen. Es ist deutlich zu erkennen, dass klassische Formate zukünftig schwerer zu vermarkten sein werden. In unserer Ausbildung angehender Vorstände beobachten wir, dass die herkömmlichen Lehrmethoden nicht mehr die gleiche Resonanz erhalten. Die Zeit, die früher für Weiterbildungen aufgebracht wurde, steht heute aufgrund des Zeitmangels und der hohen Arbeitsbelastung nicht mehr in dem Maße zur Verfügung.

Ein bedeutender Faktor, der die Entwicklungen in der Fort- und Weiterbildung beeinflusst, ist der Zeitgeist der Generation TikTok, der die Lerngewohnheiten beschleunigt. Es geht nicht mehr nur um die Wissensvermittlung an sich, sondern auch verstärkt um die praktische Anwendung. Die Teilnehmenden suchen nach Erfahrungen und praxisnahen Einblicken. Dieser Trend hat uns dazu bewegt, einen innovativen Lehrgang zu konzipieren: die Ausbildung zum Fachingenieur New Business Management & Innovation, bei dem ich die große Freude habe, gemeinsam mit Prof. Claus Gerberich, Prof. Abele und Jürgen Rismondo aktiv mitzuwirken.

In diesem Lehrgang setzen wir verstärkt auf Wissenstutorials als Podcasts. Die Teilnehmenden haben die Flexibilität, sich die Tutorials vorab anzuhören, wann und wo es für sie am besten passt, und können Fragen für die Live Sessions notieren. Diese Kombination aus flexibler, zeitunabhängiger Wissensaufnahme und interaktiven Live Sessions schafft eine moderne Struktur für den Wissensaufbau und die Entwicklung von Leadershipfähigkeiten. Es freut mich besonders, dass ich dieses innovative Programm gemeinsam mit diesen renommierten Experten leiten darf.

Falls wir Ihr Interesse geweckt haben und Sie weitere Fragen haben, stehe ich gerne für einen persönlichen Kontakt zur Verfügung.

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und Entwicklung und Konstruktion

Zur Person

Harald Ostermann, Geschäftsführer, Innovationswerkstatt GmbH, Amberg

Harald Ostermann ist Unternehmer, Verfasser von Fachartikeln und Dozent, mit Lehraufträgen an mehreren Hochschulen und Akademien. Er hält Vorträge zu den Themen Ideengenerierung, Innovation und Kultur. Seit vielen Jahren leitet er die Projekte der Innovationswerkstatt in den Bereichen New Business Development, Forschung & Entwicklung und Marketing von Konzernen, aber auch vieler kleiner und mittelständischer Unternehmen.