Produkt-Design und Produktion optimieren mit Methode und Engineering-KI am Beispiel Leistungselektronik in der E-Mobilität

Quelle: Contech Software & Engineering GmbH

Bild 1: In 8 Schritten zu robusten Produkten und stabilen Prozessen mit Engineering-KI.

Alle reden von Künstlicher Intelligenz (KI). Aber welchen Mehrwert bietet KI für drängende Themen in Entwicklung und Produktion?
 

Herausforderungen

Bei immer schnelleren Produktzyklen und neuen Herausforderungen, wie bei der E-Mobilität, suchen Industrieunternehmen nach Lösungen, um ein nachhaltiges Qualitätsmanagement mit schneller Produktabsicherung, stabilen Prozessen und wettbewerbsfähigen Herstellkosten zu verbinden. Dazu kommen Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz, die eine immer größere Rolle spielen, sowie ein Mangel an geeigneten Fachkräften für diese anspruchsvollen Aufgaben.
Gerade das Produkt-Design stellt Ingenieur*innen bei Produkten mit hunderten Anforderungen (Qualitätsmerkmalen) und noch mehr möglichen Einflussfaktoren vor große Probleme. Standardmäßiges Ingenieursvorgehen führt oft zu langsam oder überhaupt nicht zum Ziel.
 

Engineering-KI zur optimalen Auslegung von Produktmerkmalen und Prozessen

Bei all diesen Fragestellungen hilft ein Engineering-KI System, das Fehlerursachen identifiziert, unbekannte Wirkzusammenhänge aufdeckt und errechnet, wie man die Produktmerkmale und Prozesse auslegen muss, also konkrete Werte für Nominale und SOLL-Werte im sogenannten Best Setting ausgibt.
Damit ein KI-System bereits ab dem Produkt-Design eingesetzt werden kann, darf es nicht auf große Datenmengen („Big Data“) angewiesen sein, denn die liegen in dieser Phase des Produktlebenszyklus‘ sicher nicht vor. Das hier vorgestellte Engineering-KI System Analyser®, das speziell für nachhaltig robuste Produkte und stabile Prozesse entwickelt wurde, arbeitet auf Basis von Anlernstichproben mit nur 6 – 30 Teilen und verarbeitet neben Kategorien und stetigen Werten auch Kurven- und Flächendaten. Der zugrunde liegende Algorithmus ist international patentiert.
Voraussetzung dafür, dass das Engineering-KI System auch mit wenigen Daten funktioniert, ist die systematische Auswahl der Stichproben („Smart Data“). Mit diesen Daten erstellt der Analyser® valide Vorhersagemodelle schon in der Entwicklung und im Prototypenbau, er sagt die Qualität und Zuverlässigkeit über Lebensdauer vorher und errechnet die Best Settings für die Parametrierung und Tolerierung der Produkte, Design-Merkmale und Prozesse.
 

In acht Schritten zu robusten Produkten und stabilen Prozessen

Um die richtigen Daten für das Anlernen der KI zu identifizieren („Smart Data“ statt „Big Data“), wird mit der Methode Robust Design gearbeitet, die aus Design for Six Sigma und Lean Six Sigma auf Basis hunderter Engineering-Projekte weiterentwickelt wurde.

Quelle: Contech Software & Engineering GmbH

Bild 2: Vorhersagemodelle der Engineering-KI zeigen komplexe Wirkzusammenhänge auf (hier dargestellt mit Visual-XSel 20). So können neue Nominale gesetzt und einige Toleranzen und Spezifikationen aufgeweitet werden.

In Schritt 1 werden die Anforderungen/Qualitätsmerkmale messbar gemacht. Entscheidend ist es, diese nicht in Form von i.O./n.i.O. zu messen. Sie müssen in Merkmale überführt werden, die einem der folgenden Datentypen angehören: stetig, ordinal oder Verlaufskurve mit stetigen Achsen. Gerade da, wo zum Messen der Q-Merkmale nur zerstörende Prüfungen möglich sind, steckt in der richtigen Auswahl ein großes Einsparpotenzial an Material, Ressourcen und Kosten.
In Schritt 2 werden die Messorte festgelegt.
Im wichtigen Schritt 3 geht es darum, die möglichen Einflussgrößen zu sammeln und dann zu priorisieren. Wer bereits eine Design-FMEA bzw. Prozess-FMEA durchgeführt hat, kann hier die Ergebnisse in Form der Risikozahl (Produkt aus Auftretenswahrscheinlichkeit und Bedeutung) nutzen.
Die Risikozahl ist wichtig, um aus allen möglichen die wichtigen Einflussgrößen herauszufiltern. So kann man den Mess-Aufwand in Grenzen halten. Die Priorisierung geschieht für die Produkt-, ebenso wie für die Prozessmerkmale jeweils in einer zweidimensionalen Priorisierungsgrafik: technische Bedeutung über FMEA-Risikozahl RZ = A x B.
In Schritt 4 wird eine valide Anlernstichprobe erhoben. Die Daten kommen in die Engineering-KI, z.B. über unsere Excel- oder eine OPC-UA Schnittstelle.
Ab Schritt 5 übernimmt dann die Engineering-KI. Sie erstellt valide Vorhersagemodelle, erkennt komplexe Wirkzusammenhänge (Schritt 6) und errechnet die Best Settings (Schritt 7) für die optimale Parametrierung und Tolerierung aller Einflussgrößen in Form von Produktmerkmalen bzw. Prozessparametern.
In Schritt 8 werden die von der Engineering-KI ermittelten neuen Nominale bzw. Soll-Werte mit den jeweiligen Spezifikationen und Toleranzgrenzen in einem Bestätigungslos validiert.
 

Beispiel Leistungselektronik / Inverter – Teilprozess Laserschweißen Pins & Laschen

Nach dieser Methode wurde bei einem Inverter aus der Produktfamilie der Leistungselektronik vorgegangen.

Quelle: Contech Software & Engineering GmbH

Bild 3: Screenshot der Engineering-KI Analyser®: Beispiel Scherkraft als Q-Merkmal des Laserschweißens.

Das Produkt-Design eines Inverters, inklusive Montage, sollte abgesichert und bezüglich Zuverlässigkeit und Lebensdauer nachhaltig optimiert werden. In Schritt 6 hatte die Engineering-KI die komplexen Wirkzusammenhänge und Wechselwirkungen erkannt, die z.B. zwischen dem Spaltmaß (rot) und der Gefahr, ein Loch zu schweißen bzw. der Festigkeit der Schweißnaht (gemessen anhand der Abscherkraft) bestand (Bild 2).

Die Modell-Validierungs-Grafik (s. Bild 3) der Engineering-KI dient zur Sicherung der Qualität des Vorhersagemodells: Y-Achse mit Modellvorhersage vs. X-Achse mit Beobachtung (gemessener Wert).
Für jedes Qualitätsmerkmal ist eine eigene Grafik verfügbar. Auch wird die Vorhersagegenauigkeit des Modells der Anlernstichprobe errechnet und ausgewiesen.
Im Ergebnis konnten durch den Einsatz der Engineering-KI so bereits ab C-Muster das Produkt-Design und der gesamte Herstellprozess validiert und optimiert werden. Das ersparte böse Überraschungen kurz vor und nach dem Start of Production (SOP), die in konventionell und ohne Engineering-KI durchgeführten Serienanläufen oft auftreten.
 

Nutzen

Die Engineering-KI Analyser® kann in allen Phasen des Produktlebenszyklus‘ eingesetzt werden, vom Produkt-Design über die Industrialisierung bis zur Serienproduktion. Wie am Beispiel des Inverters ersichtlich ist, liegen gerade im Produkt-Design und Serienanlauf große Einsparpotenziale. Mit Hilfe der KI werden:

  • Gewährleistungsrisiken, Ausschuss und Nacharbeit signifikant reduziert
  • Anlaufkosten bis zu 60% bis SOP gespart
  • die Zeit vom Prototyp bis zum SOP halbiert
  • bis zu 60 Prozent an Material, Energie und Ressourcen eingespart (dafür Bayerischer Ressourceneffizienzpreis 2021).

Das Engineering-KI-System Analyser® hat sich in über 300 Industrie-Projekten bewährt und kommt in verschiedenen Forschungsprojekten zum Einsatz.

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Über die Autor*innen:

Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. (FH) Frank Thurner, Geschäftsführer der Contech Software & Engineering GmbH und mts Consulting & Engineering GmbH
Frank Thurner unterstützt Industrieunternehmen seit 2006 dabei, methodisch und nachhaltig robuste Produkte und stabile Prozesse zu implementieren. Grundlage für den Erfolg ist die Kombination aus der Methode Robust Design und dem Engineering-KI-System Analyser®. Frank Thurner ist Lean Six Sigma Master Black Belt.

Dr. Cordula Mahr
Dr. Cordula Mahr ist seit über 20 Jahren im Marketing für erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen tätig. Bei Contech sorgt sie mit Online- und Social-Media-Marketing für mehr Sichtbarkeit und mit dem Redigieren und Platzieren fundierter Vorträge und Fachbeiträge für mehr Verständnis für Engineering mit KI.