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unsplash/vek-labs

08.12.2020

What´s next? 10 Themen, die auf Führungskräfte zukommen

Wir steuern auf die vielleicht größte Rezession seit langem zu – und sie wird uns alle herausfordern. Das VDI Wissensforum hilft zu verhindern, dass sie uns überfordert. Denn diese Krise braucht neue und ganz andere Methoden und Fähigkeiten. Gerade für Weiterbildung gilt: Wenn nicht jetzt, wann dann? Auch Führungskräfte müssen sich auf neue Herausforderungen einstellen.

„Die Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“ – das wusste schon Max Frisch. In diesem Sinn hat auch die Corona-Krise positive Aspekte, denn sie hat zu einem Digitalisierungsschub geführt. Noch nie waren so viele Führungskräfte und Mitarbeiter im Homeoffice und haben die Vorteile entdeckt, die das Arbeiten auf Distanz mit sich bringen kann.

Viele haben gelernt, mit Video- und Konferenzprogrammen umzugehen. Und Seminarteilnehmer in der Weiterbildung waren überrascht, wie gut das Lernen am Bildschirm unter Remote-Bedingungen funktioniert. Das könnte die Weiterbildung nachhaltig verändern. Denn manche Inhalte funktionieren online besser als in Form eines Präsenz-Seminars. Wo Reisebeschränkungen gelten oder Reisekosten zu hoch wären, sind Online-Seminare ohnehin die einzige Option, zum Beispiel bei Inhouse-Seminaren für virtuelle Teams, an denen Mitarbeiter aus verschiedenen Kontinenten teilnehmen. Gerade die ingenieurgetriebenen Unternehmen in Deutschland sind hochgradig globalisiert und daher oft in solchen virtuellen Teams organisiert.

Führungskräfte haben während der Pandemie erlebt, dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen können und dass das Arbeiten von Zuhause die Effizienz bei bestimmten Aufgaben sogar erhöht. Wenn die Krise vorbei ist, wird vieles wieder in den analogen Präsenzmodus zurückkehren – aber eben nicht alles. Eine ganze Reihe alter Gewohnheiten wird einer neuen Normalität weichen.

Was müssen wir in Zukunft ändern? Diese Themen müssen Führungskräfte auf dem Radar haben:

  1. Alte Gewohnheiten stehen auf dem Prüfstand. Strategien werden neu aufgestellt, Aufgaben und Prioritäten neu sortiert. Jetzt gilt es flexibel zu sein und zweigleisig zu fahren: Sinnvolles weiterzuführen und gleichzeitig die nötigen Transformationsprozesse einzuleiten.
  2. In der Krise müssen Führungskräfte mehr am Unternehmen und am Team arbeiten und weniger im Unternehmen und im Team. Sonst gelingt die Transformation nicht. Führungskräfte müssen dafür konsequent Aufgaben abgeben, sich Hilfe holen und eventuell bei Mitarbeitern Aufgaben streichen. Wer jetzt nicht auf kurzfristige Gewinne verzichtet, verzichtet auf langfristige.
  3. Geringere Präsenz erfordert andere Formen und Intervalle der Kommunikation. Gerade unter Remote-Bedingungen müssen Führungskräfte ansprechbar sein und neue virtuelle Räume für den regelmäßigen Austausch mit und zwischen ihren Mitarbeitern schaffen.
  4. Delegieren muss viel präziser erfolgen; Briefings müssen sorgfältig und exakt formuliert werden. Handlungsspielräume und gegenseitiges Vertrauen müssen größer werden. Regelmäßige Informationen und Transparenz über Entscheidungsabläufe sind dafür unerlässlich.
  5. Angst und Offenheit für Neues vertragen sich nicht. Gerade in Zeiten großer Veränderungen sind Führungskräfte als Wegweiser und Motivatoren gefragt. Dabei hilft es, sich auf die eigenen Stärken und Erfahrungen zu besinnen, neue Impulse bewusst aufzunehmen und klare, realistische Ziele zu setzen.
  6. Wir müssen es schaffen, mit guten Methoden aus diffusen Ängsten konkrete Energie zu machen. Dabei müssen Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen, klar kommunizieren sowie negative Emotionen ernst nehmen und positiv umdeuten. 
  7. Obwohl manche Aufgaben gleichbleiben, kann sich positiver Eustress in negativen Distress verwandeln. Hier gilt es, Ruhe, Kontrolle und Klarblick zu bewahren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die nötigen Ressourcen dorthin zu shiften, wo sie benötigt werden.
  8. Krisen und massive Veränderungen können Fliehkräfte im Unternehmen anheizen. Jetzt gilt es den Zusammenhalt zu stärken: indem wir das Team mitnehmen und Entscheidungen nach Möglichkeit gemeinsam herbeiführen.
  9. Der Ruf nach Sicherheit wird lauter. Das beste Mittel gegen Panik: die Sorgen der Mitarbeiter ernst nehmen und mit klaren Szenarien für die nächsten Schritte Handlungsfähigkeit zeigen.
  10. Krisen machen Gewinner und Verlierer sichtbarer. In den nächsten Monaten werden die Karten in vielen Märkten neu gemischt. Daher müssen wir frühzeitig die nötigen Veränderungen einleiten und an den richtigen Stellen investieren – dazu gehört auch die Weiterbildung. Hier Mittel zu kürzen, hieße an der falschen Stelle zu sparen.
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Autor

Ulrich Grannemann,
Dipl. Kfm. und Naturwissenschaftler, Führungskraft und Unternehmer, ist Vordenker für Lösungen zum Thema Führung im digitalen Zeitalter und Autor von Artikeln und Büchern.

Mit über 2.000 Seminaren und Coachings sowie mehr als 500 Veröffentlichungen gehört er zu den erfahrensten Führungsexperten in Deutschland.