13. VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit:
Anstöße für weniger Unfallopfer

Bis 2030 soll die Zahl der Unfallopfer im Vergleich zu 2020 um 40 Prozent sinken. Dieses Ziel gibt der „Pakt für Verkehrssicherheit“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr vor. Über Lösungen und technologische Ansätze auf dem Weg dorthin diskutierten die Teilnehmer der 13. VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit Ende Mai in Berlin. 

Die 13. VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit findet vom 30. bis 31. Mai in Berlin statt. (Bild: VDI Wissensforum)

(Düsseldorf, 21.06.2022)

Welche Lösungen und Maßnahmen können zum Erreichen der Verkehrssicherheitsziele beitragen? Welche Technologien sind vielversprechend, in welchen Bereichen besteht noch Handlungsbedarf?  Das Verkehrssicherheitsprogramm 2030 des Bundes und die von der EU formulierte „Vision Zero“ bis 2050 standen im Fokus der 13. VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit.

Nach Ansicht der Experten lässt sich das pandemiebedingt reduzierte Verkehrsaufkommen direkt mit den gesunkenen Unfall- und Opferzahlen in 2020  und 2021 in Verbindung bringen. Ein nachhaltiger Effekt ist hier aber nicht in Sicht. Vielmehr ist mit einem erneuten Anstieg der Unfallzahlen parallel zum wieder steigenden Verkehrsaufkommen zu rechnen. „Damit sind die guten Zahlen von 2020 als Basis für den Ausblick bis 2030 eine große Herausforderung. Es bedarf sehr großer Anstrengungen, die neuen Ziele der Bundesregierung aus dem Verkehrssicherheitsprogramm zu erreichen“, unterstreicht Professor Dr.-Ing. Rodolfo Schöneburg aus dem VDI-Fachbeirat Kraftfahrzeugtechnik, der gemeinsam mit Professor Dr.-Ing. Steffen Müller von der TU Berlin die VDI-Tagung leitete.

Potenziale des automatischen Fahrens

Für eine signifikante Verringerung der Unfälle mit Personenschaden bis 2030 muss in den kommenden Jahren die Sicherheit von ungeschützten Verkehrsteilnehmern noch mehr im Fokus stehen als in den vergangenen Jahren, forderte Prof. Müller: „Automatisches Fahren hat das Potenzial, zwei Drittel aller tödlichen Verkehrsunfälle zu verhindern, wird aber bis 2030 noch keinen signifikanten Einfluss auf das Unfallgeschehen haben.“

Generell gilt nach Meinung der Experten, dass das Sicherheitsniveau eines Fahrzeugs nicht von seiner Antriebsart abhängen kann und darf. Es gibt zahlreiche innovative Lösungen bei den deutschen Automobilherstellern, die dazu beigetragen haben, das sehr hohe Sicherheitsniveau der konventionell angetriebenen Fahrzeuge ohne Abstriche auf elektrisch oder hybrid angetriebene Fahrzeuge zu übertragen. Prof. Schöneburg unterstreicht weiter: „Eine weitere signifikante Verminderung der Verkehrsopferzahlen ist nur durch einen ganzheitlichen Ansatz möglich.“

Update zur Berliner Erklärung

Dazu will sich das VDI-Expertengremium der „Berliner Erklärung zur Fahrzeugsicherheit“ beim Pakt für Verkehrssicherheit des BMDV aktiv einbringen. Die Experten der VDI-Initiative stammen aus einem breiten Spektrum von OEMs, Zulieferern, Verbänden und Hochschulen. Im Anschluss an die gelungene VDI-Tagung fand noch eine Update-Veranstaltung zur Berliner Erklärung statt. Im Vorfeld wurde ein detaillierter Maßnahmenkatalog ausgearbeitet, der vorgestellt und diskutiert wurde. Zudem wurde  beschlossen, auf das BMDV zuzugehen und die Einführung einer neuen Klassifizierung „Schwerstverletzte“ AIS3+ einzufordern. Diese Verletzungsklasse wird nach Einschätzung der Experten dringend benötigt, um Maßnahmen der Verkehrssicherheit auf Potenzial bewerten zu können.

Wechsel in der Tagungsleitung

Nach vielen Jahren des Engagements gab Prof. Schöneburg in Berlin bekannt, sich in Zukunft aus der Leitung der VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit zurückziehen. Die Tagungsbesucher zollten ihm hohe Anerkennung für die geleistete Arbeit. Gleichzeitig stellte Schöneburg seinen Nachfolger vor: Dr.-Ing. Steffen Sohr wird in Zukunft die renommierte Veranstaltung gemeinsam mit Prof. Müller leiten. Dr. Sohr ist seit 2001 bei Joyson Safety Systems (JSS) tätig und verantwortet als Vice President Global Product Line Airbag, Core Engineering den Bereich Airbag-Vorentwicklung. Er studierte von 1988 bis 1990 Maschinenbau an der HTW Dresden und von 1990 bis 1994 Fahrzeugtechnik an der TU Berlin. Von 1995 bis 2000 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin, an dem er 2001 promovierte. Steffen Sohr verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Passiven Sicherheit und hat verschiedene Führungspositionen in der regionalen und globalen Entwicklungsorganisation von JSS begleitet.

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