Die nächste Stufe der Nachhaltigkeit: Kreislaufwirtschaft im Automobilbau

Nicht nur bei der Nutzung eines Fahrzeugs entsteht CO2 – sondern schon lange davor, bei der Rohstoffgewinnung, der Fertigung und über die gesamte Logistikkette hinweg. Um klimaschädliche Emissionen dauerhaft zu senken, machen sich OEMs und Zulieferer auf den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Dabei handelt es sich um einen zentralen Baustein für die nachhaltige Mobilität von morgen, sagt Thomas Triboulet, Direktor für Nachhaltigkeit, Electrified Mobility bei der Robert Bosch GmbH. Er wird im Rahmen des 24. Internationalen VDI-Kongresses Dritev zu diesem Thema referieren.

Der Wandel der Automobilindustrie hin zu einer nachhaltigen Mobilität wird stark von aktuellen und zukünftigen gesetzlichen Vorgaben, einem gestiegenen Umweltbewusstsein der Endverbraucher und bestehenden Klimavereinbarungen getrieben. Da batterieelektrische Fahrzeuge den CO2-Ausstoß stark reduzieren, leisten sie einen wichtigen Beitrag bei dieser Transformation. Doch ebenso unerlässlich ist es laut Thomas Triboulet, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) in den Blick zu nehmen: „Der Weg zur zirkularen Wirtschaft ist unumkehrbar. Unser Ziel ist es, mithilfe der Kreislaufwirtschaft die Nachhaltigkeit des Antriebsstrangs von der Produktion bis zur Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und dem Recycling signifikant zu erhöhen.“
 

Knappe Ressourcen effizienter nutzen

Dabei ist die gesamte Wertschöpfungskette involviert: von Lieferanten und Kunden über Endverbraucher bis hin zu Recyclingunternehmen und vielen mehr. Aus der traditionellen Wertschöpfungskette wird ein Wertkreislauf, der die Wiederverwendung, Wiederaufbereitung oder das Recycling der Produkte am Ende ihrer Lebensdauer integriert. Nicht nur strengere Regularien und Nachhaltigkeitsziele treiben das Thema voran. Auch durch knapper werdende Ressourcen für viele Rohstoffe gewinnt das Thema rasant an Bedeutung. „Wir bei Bosch nehmen das Thema sehr ernst und arbeiten bereits intensiv an geeigneten Lösungen“, sagt Thomas Triboulet weiter.
 

Nachhaltigkeit ist eine Designaufgabe

Mit klaren KPI-Vorgaben – etwa zur kontinuierlichen Steigerung des Rezyklatanteils – kann die Automobilbranche dem Ziel einer kontinuierlichen Kreislaufwirtschaft näherkommen. Nachhaltigkeit ist zugleich eine Designaufgabe: Leichtere Bauteile mit einem geringeren Materialeinsatz schonen ebenfalls die begrenzten Ressourcen. „Mit Blick auf die Materialeffizienz, haben wir bereits viele Fortschritte erzielt. Optimierte Bauteile senken nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch die Kosten – eine ideale Win-win-Situation“, macht der Keynote-Speaker des VDI-Kongresses Dritev deutlich.
 

Technologische Fortschritte nutzen

Insbesondere für elektrische Fahrzeugantriebe sind die Potenziale groß. Ein Beispiel für den optimierten Einsatz von Materialien ist die Reduktion von Magneten bei Elektromotoren. Ein weiteres Handlungsfeld sieht Thomas Triboulet in der Entwicklung von Business Modellen, damit OEMs und Zulieferer an verbesserten Recyclingmöglichkeiten auch ökonomisch besser partizipieren könnten.
 

Produktzyklen verlängern, Komponenten wiederverwenden

Ein weiterer Weg zum nachhaltigen Materialeinsatz besteht in der Verlängerung der Produktzyklen. „Unsere E-Antriebe sind ohnehin für einen Nutzungszeitraum von über 15 Jahre konzipiert“, erklärt Thomas Triboulet. Eine Zukunftsoption könne die Wiederaufbereitung und erneute Nutzung von Bauteilen sein – ein Konzept, das beispielsweise die Flugzeugindustrie schon heute vorlebt.

In jedem Fall ist der Bosch-Experte überzeugt, dass Modelle der Kreislaufwirtschaft die Zukunft im Automobilbau stark prägen werden: „OEMs und Zulieferer arbeiten bereits intensiv daran, diese Kreisläufe zu konzipieren und zu verwirklichen.“

Quelle: Bosch

Thomas Triboulet ist Direktor für Nachhaltigkeit, Electrified Mobility bei der Robert Bosch GmbH und Keynote-Speaker bei der Dritev 2024.