„Mit E-Fuels Klimaschutz tanken“
E-Fuels stellen eine globale Lösung für eine globale Herausforderung dar. Davon ist Elmar Kühn, Hauptgeschäftsführer UNITI e.V. und einer der Top-Speaker beim 10. Internationalen Motoren-Kongress, überzeugt: „Deutschland ist in sämtlichen energieintensiven Sektoren auf Importe von erneuerbaren Energien in allen Formen angewiesen. Eine wirtschaftliche Lösung im Verkehrs- und Wärmemarkt sind E-Fuels“, sagt Kühn.
Klimaschutz könne nur in globalen Zusammenhängen gelingen, sagt Kühn weiter: „Auf globaler Ebene ist ausreichend Potential vorhanden, den Energiebedarf der Weltbevölkerung auf der Basis von Erneuerbaren zu decken. Das Problem: Viel Sonne oder Wind gibt es vor allen in Ländern, wo wenig Energiebedarf besteht.“ In vielen Industriestaaten wie Deutschland hingegen gebe es ganzjährig von beiden erneuerbaren Energiequellen zu wenig. „Somit ist die Bundesrepublik zwingend auf den Energieimport angewiesen, um die angestrebte CO2-Neutralität bis zum Jahr 2045 erreichen zu können.“
E-Fuels aus grünem Wasserstoff
Weltweit existiert ein großes Erzeugungs- und Nutzungspotenzial für grünen Wasserstoff sowie für synthetische Kraft- und Brennstoffe, so die Experten des Fraunhofer IEE. Der UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e. V. setzt daher auf den Import von grünstrombasierten flüssigen Energieträgern. E-Fuels als flüssige Derivate grünen Wasserstoffs bieten eine hohe Energiedichte und lassen sich leicht transportieren.
Die Grundlage zur Herstellung von E-Fuels bilden Power-to-Liquid-Pfade (PtL), mit denen flüssige Kraftstoffe unter Verwendung grünen Stroms gewonnen werden. Zunächst wird aus entsalztem Meerwasser per Elektrolyse unter Verwendung von erneuerbar erzeugtem Strom Wasserstoff gewonnen, der dann mittels des bereits 1925 in Deutschland entwickelten Fischer-Tropsch-Verfahrens (oder alternativ der Methanolsynthese) mit Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu einem flüssigen Kraft- bzw. Brennstoff synthetisiert wird. Dieses im Fischer-Tropsch-Verfahren gewonnene E-Crude wird in Raffinerien weiterverarbeitet. Die hierbei gewonnenen Koppelprodukte lassen sich als Beimischung unter anderem in herkömmlichem Benzin, Diesel, Kerosin sowie Heizöl oder als reine CO2-neutrale Kraft- und Brennstoffe nutzen.
Klimaschutz-Effekt auch im Fahrzeugbestand
„CO2-neutrale E-Fuels könnten zukünftig alle herkömmlichen mineralölbasierten Produkte ersetzen“, zeigt sich Elmar Kühn gewiss. Sie sind weltweit einsetzbar und können die bestehende Tankinfrastrukturen nutzen. Ein besonderer Vorteil: Synthetische Kraftstoffe wirken nicht nur bei Neufahrzeugen, sondern auch im Fahrzeugbestand, denn Motoren müssen an kraftstoffgenormte E-Fuels nicht angepasst werden. Der EU-weite Pkw-Bestand beträgt rund 246 Millionen Fahrzeuge, jährlich werden rund 10 Millionen neue Pkw zugelassen. Das heißt, schon eine Beimischung von 4 Prozent E-Fuels in herkömmliche Kraftstoffe würde bilanziell alle Neufahrzeuge eines Jahrgangs CO2-neutral stellen.
E-Fuels bieten eine Reihe weiterer Vorteile: von der Sicherung von Arbeitsplätzen in der deutschen Automobilindustrie bis hin zur Schaffung neuer ökonomischer Potenziale. Ein weiterer Aspekt: E-Fuels können dazu beitragen, die Rohstoffabhängigkeit Deutschlands von China, die mit der Elektromobilität einhergeht, zu begrenzen. Für jetzige Öl-Förderländer bieten E-Fuels ebenfalls eine Perspektive. Sie könnten die E-Fuels-Exporteure von morgen sein und dadurch eine Motivation erhalten, nicht weiter fossiles Erdöl zu fördern.
Irrtümer zu E-Fuels weit verbreitet
Gleichzeitig tritt Kühn gängigen E-Fuel-Missverständnissen entgegen. Dass etwa Verbrenner mit E-Fuels eine schlechtere CO2-Bilanz als batterieelektrische Fahrzeuge aufweisen, sei falsch. „Es wurde nachgewiesen, dass die über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs kumulierten CO2-Emissionen bei batterieelektrischem Antrieb (BEV) und verbrennungsmotorischem Antrieb (ICEV) mit E-Fuels Beimischung relativ nahe beieinander liegen.“ Auch dass Strom für E-Fuels zu nutzen weniger effizient sei als für BEV, lasse sich schnell widerlegen, wenn man die Gesamteffizienz betrachtet: Denn E-Fuels profitieren davon, dass sie an internationalen Standorten mit vielen Volllaststunden für erneuerbare Energien und damit besonders hohen Stromerträgen hergestellt und nach Europa importiert werden können. Ladestrom für E-Fahrzeuge muss dagegen aufgrund von Speicher- und Transportrestriktionen nah am Ort der Verwendung erzeugt werden, das heißt im sonnen- und windärmeren Mitteleuropa.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Ohne E-Fuels im Auto wird es kein E-Kerosin im Flugzeug geben. „Das hat sowohl technische als auch wirtschaftliche Gründe. Kraftstoffe werden in der so genannten Koppelproduktion hergestellt, das heißt bei ihrer Erzeugung fallen in Raffinerien zwangsläufig verschiedene Erzeugnisse an, vor allem Diesel- und Ottokraftstoff sowie Kerosin“, erläutert Kühn. Eine möglichst kostengünstige Herstellung von E-Kerosin wäre nur erreichbar, wenn die gesamte Palette an im Raffinerieprozess gewonnenen Koppelprodukten im Markt abgesetzt werden kann.
„Politik muss geeignete Rahmenbedingungen schaffen“
E-Fuels sind der Lösungsansatz für eine CO2-neutrale Mobilität und bieten viele Vorteile, fasst Elmar Kühn zusammen:
- Die bestehenden Fahrzeugflotten können weiterverwendet werden.
- Die bestehende Infrastruktur kann weitergenutzt werden.
- E-Fuels beziehen nicht nur Neufahrzeuge, sondern auch den Bestand in die Klimaschutzbemühungen ein.
- E-Fuels lassen sich flexibel speichern und transportieren.
- E-Fuels bieten eine hohe Versorgungssicherheit.
- E-Fuels sind bezahlbar. Sie lassen sich mittelfristig für rund einen Euro je Liter herstellen.
Eines sei aber unabdingbar, so der UNITI-Hauptgeschäftsführer, um Investoren für den Aufbau einer Massenproduktion für E-Fuels anzuziehen: „Die Politik ist gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und auf Technologieoffenheit bei der Energiewende zu setzen. Zu diesen Themen, welche die gesamte Automobilbranche bewegt, erhoffen wir uns im Zuge des 10. Internationalen Motorenkongresses wertvolle Impulse und klare Signale.“